Einleitung:
Mit der Auffrischung der ER-4 Serie führte Etymotic den im Bass Diffusfeld-neutralen ER4SR und den im Tiefton im Vergleich dazu etwas angehobenen ER4XR ein.
Nun bringt der amerikanische Audiohersteller, der auch in der wissenschaftlichen Forschung tätig ist, zwei weitere In-Ears auf den Markt, die diesem Schema folgen, und führt die
ER3 Serie ein.
Die beiden neuen In-Ears, der ER3SE und ER3XR, stellen damit den Quasi-Nachfolger des
HF5 dar, sollen aber als eigenständige Produktlinie etabliert werden.
Nachdem ich seinerzeit meine Rezensionen der beiden 2016 neu aufgelegten ER-4 In-Ears veröffentlich hatte, sagte man mir seitens Etymotic das baldige Zusenden von weiteren In-Ears zur Rezension zu, nämlich zweier Modelle aus der damals noch öffentlich unerwähnten ER3 Serie. Aus „bald“ wurden einige Monate, aber nun sind die beiden ER3 In-Ears endlich auf dem Markt. Und in meinen Ohren zur kritischen Beurteilung.
In dieser deutschsprachigen Rezension habe ich mir den ER3XR näher vorgenommen und kläre unter anderem, wie er sich vom
ER4XR und
ER3SE unterscheidet.
Erhältlich ist der neue ER3XR mittlerweile übrigens auch bei
Amazon Deutschland:
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Technische Daten:
UVP vor Steuern: 179$; deutscher Preis inklusive Steuern ~ 229€ (
Amazon)
Frequenzgang: 20 Hz – 16 kHz
Geräuschisolation: 35 – 42 dB
Impedanz: 22 Ohm
Empfindlichkeit (bei 1 kHz & 0,1 V): 102 dB
Maximale Ausgangslautstärke: 120 dB
Kabel: austauschbar, 4 Fuß lang
Garantie: 2 Jahre
Lieferumfang:
Im Vergleich zur neuen ER4-Serie fällt der Lieferumfang der beiden In-Ears aus der neuen ER3-Serie weitaus nüchterner aus – neben dem In-Ear selbst und dem üblichen Papierkram findet man nur ein Paar an zylindrischen Schaumstoff-Aufsätzen, ein Paar an großen Tannenbaum-Aufsätzen, ein Paar an kleinen Tannenbaum-Aufsätzen, eine kleine Aufbewahrungs-Tasche, die bereits vom ER•4S bekannt ist, einen Shirt-Clip sowie ein Paar an akustischen Ersatz-Filtern inklusive Werkzeug zum Wechseln dieser vor.
Gegangen ist also im Vergleich zu den Modellen der neuen ER4-Linie das individuelle Performance-Zertifikat, das unter anderem den Frequenzgang beider Seiten darstellt, der 6,3 auf 3,5 mm Adapter, die Hälfte aller Aufsätze und Ersatz-Filter inklusive kleinem Plastik-Röhrchen zum Verstauen dieser, und schließlich das größere Transport- und Aufbewahrungs-Etui.
Optik, Haptik, Verarbeitung:
Die Gehäuse des ER3XR bestehen aus Metall, doch sind diese im Gegensatz zu denen des
ER4XR seidenmatt schwarz statt stahlblau seidenmatt glänzend. Hochwertig erscheinen allerdings beide und besitzen neben der Seriennummer auch einen Modellschriftzug.
Auch die In-Ears der ER3-Serie besitzen abnehmbare Kabel mit MMCX-Steckern, die gegen Rotation gesichert sind und dadurch eine ähnlich gute Haltbarkeit und Zuverlässigkeit wie das alte 2-Pin Stecksystem des
ER•4S, das von der
Sennheiser HD 6x0-Reihe übernommen wurde, besitzen sollten.
Dementsprechend sind die Kabel der ER3- und ER4-Serie auch untereinander kompatibel.
Das Kabel selbst unterscheidet sich ebenfalls von dem der neuen ER4-Modelle, so ist es beim
ER3XR nicht nur im Direktvergleich dünner, sondern auch kürzer und besitzt oberhalb des Y-Splitters reguläre Adern anstelle von verdrillten Litzen, weshalb es etwas mehr Kabelgeräusche überträgt. Einen Kinnschieber hat man dennoch glücklicherweise implementiert.
Auch wenn das Kabel der In-Ears der neuen ER4-Serie aus meiner Sicht besser ist, gibt es bezüglich Flexibilität und Weichheit absolut nichts am ER3-Kabel zu beanstanden.
Der einzige Mangel der In-Ears, wie auch schon bei den beiden Modellen der neuen ER4-Serie, besteht darin, dass die Seitenmarkierungen, die aus kleinen Buchstaben auf den Hülsen der Stecker des Kabels bestehen, sehr klein und in mäßig beleuchtetem Umfeld nur schlecht erkennbar sind.
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Bedenkt man, dass die In-Ears der neuen ER4-Serie und die ER3 In-Ears fast identisch implementierte Treiber verwenden und sich dementsprechend tonal sowie technisch stark ähneln (ja, ich greife vor), fragt man sich zwangsläufig, wie der Preisunterschied zustande kommt. Abgesehen vom reduzierten Lieferumfang der ER3-Serie besitzt diese andere Kabel, aber hauptsächlich verantwortlich ist der andere Produktionsstandort (ER3: Produktion in China; ER4: Produktion in den USA) einhergehend mit einer im Verhältnis weniger strikten Qualitätskontrolle und größeren erlaubten Fertigungstoleranzen.
Interessanterweise messen sich beide Seiten des erhaltenen ER3XR Exemplars mit solch geringen Abweichungen, dass sie auch die strengere ER4-Qualitätskontrolle mit Bravur meistern würden (laut öffentlicher und glaubwürdiger Aussage von Etymotic träfe dies auf die meisten Exemplare der ER3-Serie zu, doch könne man dies, anders als bei den ER4-Modellen, nicht garantieren).
Durch seine geringere Impedanz und insbesondere höhere Empfindlichkeit ist der ER3XR übrigens auch bei der gleichen Lautstärke-Einstellung lauter als der
ER4XR und kann dadurch mit Leistungs-schwachen Quellgeräten zu höheren Lautstärken gebracht werden.
Tragekomfort, Isolation:
Die In-Ears der ER3 Serie müssen sehr tief eingesetzt werden und die zweite Biegung des Gehörganges passieren, damit der Klang korrekt ist. Anfangs mag sich dies irritierend anfühlen oder gar zu geringfügigen Schmerzen führen, wenn man nicht an In-Ears gewöhnt ist, die so tief eingesetzt werden; ich zumindest habe keine Probleme mit dem tiefen Einsetzen und empfinde auch keine Schmerzen dabei.
Am besten kann man die In-Ears zuerst mit dem Kabel nach unten einsetzen, woraufhin man auch automatisch weiß, wann die korrekte Einsetztiefe erreicht ist. Danach kann man das Kabel um die Ohren legen, was ich auch so handhabe. Dadurch wird die Mikrofonie (Kabelgeräusche) auf ein erträgliches Niveau gesenkt (weniger Mikrofonie ist aufgrund des tiefen Einsetzens kaum möglich, doch in Verbindung mit der Trageweise über den Ohren sowie dem Kinnschieber lässt sie sich gut reduzieren).
Ich besitze ziemlich große Gehörgänge, weshalb ich bereits die Aufsätze meines
ER•4S modifizieren musste, um einen dauerhaften Seal zu erreichen.
Die In-Ears der neuen ER3-Serie kommen mit den bereits von der neuen ER4-Serie bekannten Silikon-Aufsätzen, welche die gleichen Abmessungen besitzen, jedoch aus einem anderen Material gefertigt sind. Zu meiner Überraschung dichten die großen Aufsätze in meinen großen Gehörgängen ab, da das neue Material etwas stabiler als auch klebriger ist. Nichtsdestotrotz muss ich den Sitz dann noch immer von Zeit zu Zeit korrigieren, weshalb ich sie ebenfalls modifiziert habe (dazu schnitt ich den kleinsten Flansch der Aufsätze ab, zog ihn zuerst auf das Schallröhrchen und ließ die anderen beiden Lamellen dann folgen – dadurch erlange ich nun einen sehr guten und konstanten Seal in meinen Ohren und die Länge der Aufsätze bleibt praktisch unverändert).
Sofern die In-Ears korrekt eingesetzt sind und abdichten, ist die Geräuschisolation sehr hoch.
Neutral = Neutral?
Bevor ich hier weiter zum „Klang“ Abschnitt schreite, möchte ich mich kurz noch mit der Theorie der Neutralität von Kopfhörern und In-Ears befassen und eine knappe Einführung zu diesem Thema geben.
Ist die neutrale, messtechnisch ideale Referenz-Kurve bei Lautsprechern klar definiert, sieht die ganze Angelegenheit bei Kopfhörern, zu denen auch In-Ears zählen, etwas anders aus, denn ein In-Ear Kopfhörer, der sich nach Lautsprecher-Kriterien neutral misst, hört sich, direkt am Trommelfell gemessen, für unser Ohr anders an: dies liegt daran, dass unsere Ohren und der Oberkörper von außen kommenden Schall (also im richtigen Leben, bei Schallquellen im Raum wie etwa Lautsprechern oder dem Fließgeräusch des Wasserhahns) in bestimmten Frequenzbereichen aus Resonanzen resultierend verstärken. Bei Kopfhörern fällt diese natürliche, anatomisch bedingte Verstärkung weg, da sich die Schallquelle direkt am Ohr respektive im Gehörgang befindet, der Gehörgang also beidseitig geschlossen ist, wodurch der natürliche „Open Ear Gain“ wegfällt.
Um diese natürliche Verstärkung zu imitieren und deren Mangel zu kompensieren, sollte ein Kopfhörer deshalb idealerweise in diesem Frequenzbereich (ca. zwischen 200 und 15000 Hz mit dem Höhepunkt bei etwa 2,7 kHz mit um die 15 dB) eine Überhöhung besitzen – am Trommelfell gemessen ergibt sich daraus resultierend dann ein natürlicher, linearer Frequenzgang. (Siehe zu dieser Thematik auch HRTF und Open Ear Gain.) Von Mensch zu Mensch variiert die Anatomie des Ohrs natürlich, weswegen die Wahrnehmung der durchschnittlichen Diffusfeld-Kompensationskurve individuell auch etwas unterschiedlich ausfallen kann, insbesondere in der Wahrnehmung der oberen Mitten, die bei manchen Kopfhörern von manchen Menschen als etwas zu drückend oder gar schrill empfunden werden, wenn ein gewisser Grad der Ausprägung erreicht ist.
Die meisten Frequenzschriebe von Kopfhörern, die wir online oder in Magazinen sehen können, haben die HRTF-Kompensation bei der Abstimmung der Kopfhörer schon herausgerechnet und geben den am Trommelfell wahrgenommenen Frequenzgang wieder.
Davon abgesehen gibt es noch eine andere Sache, bei der es zwischen Experten teils größere Uneinigkeit über die Abstimmung von neutral wahrgenommenen Kopfhörern gibt: hören wir über Lautsprecher Musik, nehmen wir nicht nur den Luftschall über die Ohren wahr, sondern bekommen auch über unseren Körper taktil den von der Schallquelle wiedergegebenen Körperschall mit, besonders bei höheren Lautstärken und sehr tiefen Frequenzen. Deshalb kann ein neutral abgestimmter Kopfhörer unter Umständen im Tiefton als etwas zu dünn klingend empfunden werden. Manche Menschen sind daher der Ansicht, dass dieser fehlende Körperschall durch eine eher tief angesetzte, geringfügig (!) ausgeprägte Bassbetonung kompensiert werden soll, damit der Kopfhörer „natürlich“ klingt und subjektiv die Wiedergabe über neutrale Lautsprecher imitiert. Darüber, wie die gemittelte HRTF aussieht, herrscht jedoch Einigkeit in den Untersuchungsergebnissen verschiedener Institute und Forscher.
Wie man sehen kann, ist
empfundene Neutralität bei Kopfhörern nicht unbedingt zu 100% abschließend definiert und kann je nach Ansicht anders aussehen (keine messtechnische, gering ausfallende Mid- und Tiefbassbetonung vs. gering ausfallende messtechnische Mid- und Tiefbassanhebung, messtechnisch bei der Kompensation neutral ausfallende untere Höhen vs. messtechnisch bei der Kompensation geringfügig zurückgesetzte untere Höhen und so weiter).
Klang:
Als Quellgeräte für den ER3XR dienten mir hauptsächlich der
iBasso DX200 (Standard-Modul AMP1) und HiFime
9018d.
Wichtig ist für den richtigen Klang die korrekte Länge des Schallaustritts sowie die richtige Einsetztiefe. Dass sich das Ende des Schallaustritts sehr tief im Gehörgang befinden muss, nach dem zweiten Knick des Gehörganges, sollte nach dem Abschnitt „Tragekomfort, Isolation“ klar sein.
Die korrekte Länge der Ohrpassstücke ist jedoch mindestens genauso wichtig. Wie bereits weiter oben beschrieben, verwende ich den ER3XR mit den standardmäßig mitgelieferten, großen Tannenbaumaufsätzen, die ich so modifiziert habe, dass sie in meinen großen Gehörgängen eine gute Abdichtung bilden, jedoch ihre Länge beibehalten. Mit anderen Aufsätzen (Einfach-Flansch und somit kürzere Länge des Schallröhrchens) war der Klang in meinen Ohren tonal hörbar verfälscht und nicht so, wie er sein sollte (lediglich die langen Schaumstoffaufsätze von Etymotic klingen so ziemlich wie die Tannenbaumaufsätze in meinen Ohren, doch ich mag Schaumstoffaufsätze bei In-Ears generell nicht so recht).
Tonalität:
Wie schon der ER4XR ist der ER3XR wohl genau der In-Ear, den sich manche manchmal nicht gänzlich zufriedene Besitzer des ER-4S/SR wünsch(t)en – ein In-Ear mit Etymotics sehr neutralem und harmonischem, kohärentem und natürlichem Mittel- und Hochton, jedoch mit etwas mehr Basspräsenz im Vergleich zu einem im Bass Diffusfeld-Referenz-neutralen und verfärbungsfrei-sterilen In-Ear Monitor.
Was man im Grunde genommen erhält, ist ein flacher, neutraler Mittel- und Hochton, in Verbindung mit einer Betonung des Bassbereichs, die im mittleren Grundton beginnt und langsam gen Tiefbass ansteigt, wo sich ihr Punkt der maximalen Ausprägung befindet.
Nichtsdestotrotz ist der Klang weit davon entfernt, bassig zu sein, denn der ER3XR besitzt nicht mehr oder viel mehr Quantität im Tiefton als andere In-Ears, die als weitestgehend neutral eingestuft werden, sich jedoch nicht Diffusfeld-neutral messen (nicht zwangsweise, weil ihre Schöpfer inkompetent sind und nicht wissen, wie eine flache Klangsignatur auszusehen hat, sondern viel mehr aufgrund anderer Aspekte wie der Kompensation des Fehlens von Körperschall oder subjektiv empfundener Neutralität).
Fast schon verleitet dazu, den Abschnitt „Tonalität“ meiner ER4XR-Rezension zu kopieren, sehe ich mich doch tatsächlich hier, denn der ER3XR klingt diesem wirklich sehr, sehr ähnlich – die Unterschiede stecken in nur feinen Details, mit einer wirklich nur minimal „wärmeren“ Spielweise des ER3XR, einhergehend mit geringfügig mehr Entspanntheit.
Deshalb verweise ich an dieser Stelle tatsächlich auf meine
ER4XR-Rezension und lade alle Leser ein, für einen detaillierten Direktvergleich etwas herunter zu scrollen, denn im Abschnitt „Im Vergleich mit anderen In-Ears“ gehe ich auf die exakten Unterschiede zwischen dem ER3XR und ER4XR ein.
Auflösung:
Wer denkt, die ER3-Serie löse schlechter auf als die Modelle aus der neuen ER4-Linie, täuscht sich. Dem ist nämlich nicht so.
Auch der ER3XR besitzt eine sehr gute Sprachverständlichkeit sowie Feinzeichnung kleiner Details, einhergehend mit einer präzisen Trennung einzelner Noten im Hochton und einem guten und insbesondere schnellen als auch trockenen Bass, der allerdings bei komplexen und schnellen Stücken manchmal ein wenig zu sich abzeichnender Unsauberkeit neigt, ohne dass die Schläge und Bass-Lines schlecht voneinander getrennt oder weich wären.
Das Auflösungs- und Headroom-Niveau teurerer Multi-BA Flaggschiffe und In-Ears erreicht der Ety dabei insgesamt nicht ganz, aber das erwartet eigentlich auch niemand von ihm. Beide Arten, Breitband- und Mehrwege-Konstruktionen, besitzen nun mal ihre eigenen Vor- und Nachteile. Und für einen Single-BA In-Ear zählt der ER3XR, Ety-typisch, zu den besseren, wenn nicht gar besten Modellen auf dem Markt.
Räumliche Darstellung:
Die Bühne des ER3XR ist weder die kleinste noch die größte, sondern repräsentiert ein durchschnittliches Mittelmaß, das ein wenig breiter als tief wirkt, nichtsdestotrotz auch ein gutes Maß an räumlicher Tiefe besitzt und gut staffelt. Dadurch wirkt die imaginäre Räumlichkeit für den Zuhörer glaubhaft und insbesondere zusammenhängend.
Die Platzierung von Instrumenten erfolgt sehr präzise und Nebligkeit bleibt aus, wenngleich der
ER3SE im Direktvergleich noch eine Spur besser abschneidet.
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Im Vergleich mit anderen In-Ears:
Etymotic ER4XR:
Die tonalen Unterschiede zwischen dem ER3XR und ER4XR fallen geringer als zwischen dem ER3SE und ER4SR aus, weswegen man den ER3XR und ER4XR als fast gleich abgestimmt bezeichnen könnte. So sind die Abstimmungs-Unterschiede zwischen den beiden In-Ears in etwa so gering, wie die Seiten-Unterschiede ein und desselben In-Ears bei manch anderem Hersteller ausfallen könnten.
Im Mid- und Tiefbass gleichen sich beide In-Ears. Einzig im Oberbass und Grundton besitzt der ER3XR ein wenig mehr Wärme und Kick (sofern man bei einem Etymotic In-Ear überhaupt davon sprechen kann).
Im Präsenzbereich ist der ER3XR nur minimal weniger präsent.
Einzig um 6, 7 kHz zeigt sich ein „deutlicherer“ Unterschied zwischen den beiden In-Ears: der ER3XR spielt hier etwas entspannter auf.
Im oberen Hochton ist der ER3XR wieder zurückhaltender, wenngleich auch nur geringfügig, was man etwa an der Wiedergabe von Becken erkennen kann.
Davon abgesehen sind beide In-Ears im Mid- und Tiefbass, sowie den zentralen Mittelton und Hochtonumfang betreffend, gleich abgestimmt. Dementsprechend würde ich den ER3XR aufgrund der praktisch kongruenten Auflösungs-technischen Leistung als die aufgrund des günstigeren Preises „bessere“ Alternative zum ER4XR bezeichnen – einzig für Anwender, die vorhaben, den In-Ear zur ernsthaften Musik-Produktion zu benutzen, könnte sich der Aufpreis des ER4XR letztlich wegen seiner etwas höheren Flachheit im Grundton und Hochton dennoch noch lohnen, sofern sie die Kompensation des fehlenden Körperschalls bei In-Ears, die die XR-Modelle mit ihrer moderaten Bassanhebung im Vergleich zum im Tiefton Diffusfeld-neutral abgestimmten SR/SE Modell mitbringen, als „richtiger“ empfinden.
In Sachen Detailauflösung sind beide In-Ears gleichauf – einzig wirkt der ER3XR minimal weicher im Bass, doch der Eindruck verschwindet, wenn man seinen unteren Grundton und Kickbass geringfügig absenkt und somit auf ER4XR-Niveau bringt.
Die räumliche Darstellung ist bei beiden In-Ears gleichermaßen präzise und realistisch, mit gleich guter Staffelung und Trennung des imaginären Geschehens.
Geringfügig mehr Breite scheint der ER4XR zu besitzen, doch kommt diese durch seinen im Vergleich etwas höheren Oberhochton-Pegel zustande
Etymotic ER3SE:
Der ER3XR verhält sich zum ER3SE praktisch wie sich der ER4XR zum ER4SR verhält: etwas angehobener, aber bei vielen Herstellern noch immer als neutral wahrgenommen durchgehender Tiefton zur Kompensation des bei In-Ears und Kopfhörern fehlenden Körperschalls, minimal weniger präsenter Präsensbereich (bei den ER3-Modellen nur mess- und nicht hörbar), ein wenig hellerer oberer Hochton.
Was die Detailauflösung, Sprachverständlichkeit und Instrumententrennung angeht, sind beide In-Ears gleichauf.
Im Tiefton unterscheiden sie sich allerdings – hier wirkt der ER3XR weniger sauber als der ER3SE. An dieser Stelle möchte ich gleichzeitig auch meine Statements in den Rezensionen zu den beiden In-Ears der neuen ER4-Serie korrigieren: auch bei ihnen ist es so, dass das
XR-Modell im Bassbereich und Grundton weniger sauber als die
SR-Ausführung klingt (in meinen ursprünglichen Reviews sprach ich von gleicher Bassqualität – dies mag zwar auf die Trockenheit und Schnelligkeit zutreffen, jedoch nicht auf die Sauberkeit des Basses).
In Bezug auf die Bühnendarstellung besitzt der ER3XR in meinen Ohren geringfügig weniger räumliche Tiefe bei gleichzeitig geringfügig mehr Breite und einer minimal weniger präzisen Instrumententrennung.
Fazit:
Wie auch schon der ER4XR stellt sich auch der
Etymotic ER3XR als Alternative für alle dar, die den Bass des ER4SR und ER3SE als zu flach/langweilig und Diffusfeld-neutral empfinden, und stattdessen die populärere, den Mangel der mit Kopfhörern fehlenden Körperschall-Wahrnehmung ausgleichende, noch immer für viele Probanden als mild und neutral durchgehende, Anhebung des Tieftons als „richtiger“ empfinden.
Wer auf die im Grundton sowie mittleren Hochton nochmal geringfügig „genauere“ tonale Abstimmung des ER4XR, den Produktions-Standort USA, das individuell angefertigte Performance-Zertifikat und den umfangreicheren Lieferumfang verzichten kann und sich nicht an der womöglich verhältnismäßig etwas weniger strengen Qualitätskontrolle stört, findet im
ER3XR eine günstigere Alternative zum tonal enorm ähnlichen, ja fast schon gleich abgestimmten
ER4XR, der auch technisch praktisch gleich gut ist, was ebenfalls auf die Bühnendarstellung zutrifft.
Anhör- und Geheim-Tipp in Etymotics Produktfamilie.